Und so fing alles an

Cottbuser Hochseefischer sucht Gleichgesinnte

Reinhard Buchwald aus Ruben will Lausitzer Seebären an einen Stammtisch holen Reinhard Buchwald will einen Hochseefischer-Stammtisch für die Lausitz gründen. Selbst ist er 21 Jahre zur See gefahren, hat heftige Stürme überlebt, einen toten Wal gerochen und seinen Kindern Seespinnen mitgebracht.

Flink hisst Reinhard Buchwald die Flagge des Fischkombinates in seinem Garten in Ruben. Gleich daneben flattert eine knallrote Flagge. „Die steht für das B in der Seefahrt, B wie Buchwald“, sagt der 64-Jährige. Auf seinem linken Unterarm sind das Steuerrad, ein Anker, das Herz und ein Kreuz fürs Seemannsgrab tätowiert. „Das habe ich mir als Lehrling selbst gemacht – erst mit dem Kugelschreiber vorgezeichnet und dann mit schwarzer Ausziehtusche nachgestochen.“

Geweckt hatten die Leidenschaft für die Seefahrt bei dem gebürtigen Cottbuser Schiffsmodelle. Mit 14 Lenzen ging er zu den Segelsportlern der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). „Ich habe dort meinen Bootsführerschein gemacht, dann packte mich das Fernweh“, erinnert sich der Rentner. In Stralsund wurde er zum Maschinenbauer ausgebildet. Eine Woche nach dem Abschluss kam er auf den ersten Logger, ein Fischfangschiff. Er hinterließ einen guten Eindruck und wurde Maschinenassistent auf dem Fischverarbeitungsschiff „F. C. Weiskopf“. Nach dem Studium der Schiffsbetriebstechnik kehrte er als dritter technischer Offizier auf die „Weiskopf“ zurück – „dass ich mich auf dem Schiff auskannte, kam mir zugute“, erinnert sich Reinhard Buchwald. Labrador, Montevideo, Glasgow, Maputo, Las Palmas – zu 99 Prozent steuerten die DDR-Fischer Westhäfen an. Für seine Garnelen bekannt war Mosambik, den Hering gab es vor allem in der Nordsee. Und vor Neufundland schwammen Kabeljau, Rotbarsch und Heilbutt. 80 Leute haben auf solch einem Fischverarbeitungsschiff gearbeitet – 40 im nautischen und technischen Bereich, 40 in der Fischverarbeitung. Mit der Einführung der Kühlschiffe in die DDR-Hochseefischerei konnte auch eine „Weiskopf“ 120 bis 140 Tage unterwegs sein. „Wir mussten täglich angeben, was wir gefangen hatten, entsprechend regelmäßig fuhren uns die Kühlschiffe an und nahmen uns den Fang ab.“ Das war nicht so schön für die Familien. Aber Silvia Buchwald kam zurecht. „Wenn man sich nicht so oft sieht, hält die Liebe länger“, sagt sie.

Verwesender Wal Von der „Weiskopf“ wechselte Reinhard Buchwald als zweiter Offizier auf die „Johannes R. Becher“ – bis 1974, als er aus familiären Gründen drei, vier Jahre aussetzen musste. 1978 fuhr er wieder – bis zum 31. Dezember 1989. Schlimm war der Orkan 1967 im Atlantik, sogar die Rettungsboote hatte der Sturm von Bord gezogen. „Aber irgendwie schafften wir es. In Reykjavik mussten wir unser Schiff reparieren lassen“, erinnert sich Buchwald. Und dann der tote Wal. „Der Rotbarsch ist ein Tiefseefisch. Deshalb werden die Netze über den Meeresboden gezogen.“ Als das Netz hochgezogen wurde, stank es plötzlich heftig. „Ein verwesender Wal, zwölf bis 15 Meter lang, war uns ins Netz gegangen. Es war schlimm, wir mussten den ganzen Fang zurück ins Meer kippen.“ Aber auch den Rostocker Zoo bereichert haben die Fischer – eine Schildkröte und ein Äffchen, das sich den Beinamen „Urwaldschlampe“ gefallen lassen musste. Und seine drei Kinder hatten öfter in Formalin eingelegte Seepferdchen oder Seespinnen mit in die Schule nehmen dürfen.

Um sich mit Seeleuten austauschen zu können, will Reinhard Buchwald einen Stammtisch gründen. Seebären können sich unter Tel. 035606 40292 begin_of_the_skype_highlighting KOSTENLOS 035606 40292 en oder E-Mail Reinhard-Ruben@web.de melden.